Alle Wege der Musik führen nach innen.

Er gehört zu den Stillen im Lande, ruft nicht gleich nach öffentlicher Präsentation, wenn er ein paar Notenfolgen zu Papier gebracht hat, wartet lieber auf Reifung und gutgesinnte Verständigung:

Klaus-Peter Schneegass.

 

(Simon Neubauer; Weser-Kurier/Bremer Nachrichten) 

 

"Der ist ein guter Mensch."

(Cristóbal Halffter über Klaus-Peter Schneegass)

 

 

Die Kunst der Komposition –


Essay über den Komponisten


Klaus-Peter Schneegass


Das Werk des am 14. Oktober 1962 in Bremen geborenen Komponisten Klaus-Peter Schneegass lässt sich am besten mit folgenden Attributen beschreiben: rhythmische und farbenfrohe Klangbilder mit einem hohen technischen Anspruch an die Interpreten. Akribisch einzuhaltende Abstufungen in Tempo, Dynamik und Periodizität zeichnet seine Musik genauso aus wie das immer wiederkehrende Brechen der Diatonik durch Mittel der Mikrointervallik und Mikrotonalität.

Ein kompositorisches Prinzip Schneegass‘ ist die permanente Aufsplittung des Rhythmus: ausgehend von der Basisstimme, die durch ihren Charakter und ihre Nuancierung die gesamte Architektur der Komposition bestimmt. Diesen Grundsatz behält der Musiker Klaus-Peter Schneegass selbst in Werken bei, die im klassischen Sinne dem Genre “Solo und Klavier“ zugerechnet werden; das heißt: Schneegass beseitigt für sich den Konflikt von Solist und Begleiter, indem er die Solostimme der Gesamtstruktur unterwirft und sie mit der Struktur des Klavierparts verwebt.

Durch das Schichten von Terzen und Quarten stellt sich ein anderes immanentes Stilmittel Schneegass‘ dar. Auf diese Weise entfaltet sich ein Klangspektrum, das aufgrund des rhythmisch versetzten Aufbaues auch im Konzert für den Zuhörer greifbar und emotional erfahrbar wird. In der Folge entsteht hierdurch eine außergewöhnliche, aber dennoch tonale - eine fast "romantisierend" zu nennende - Tonsprache, die dessen ungeachtet den Klang nicht antiquiert.

Auffallend ist, dass Schneegass seiner Musik eine Vielzahl an dynamischen Regelungen beschert, die nichts dem Zufall oder dem Augenblick überlassen sollen. Er zwingt die Interpreten förmlich, seinen Intentionen Folge zu leisten: ein Ausdruck von Pedanterie oder von “bestimmender Genauigkeit“, die den meisten zeitgenössischen Komponisten innewohnt und die Lebendigkeit innerhalb der Aufführungen oft vermissen lässt.

Schneegass hingegen, der – oberflächlich betrachtet – vom Notenbild her ein trockenes intellektuelles Werk schafft, kompensiert dieses mit humoristischen Einlagen und Spielanweisungen in seinen Kompositionen und würzt dadurch so manches Konzert mit einer Spitzbüberei.


(Lothringer Verlag, Dessau)